Bei Psychischer Traumatisierung geht es um seelische Schwerstverletzungen.
Es geht um Ereignisse, die bei nahezu jedem Menschen zu überwältigenden Gefühlen wie Angst, Scham oder Verzweiflung führen. So eine Situation nennt man traumatische Situation. Aber was ist überhaupt ein Trauma und was sind die Auslöser? Um eine Vorstellung von den Bedingungen zu geben, die wissenschaftlich betrachtet eine traumatische Situation ausmachen, hier ein Beispiel aus der Tierwelt:
Stell dir mal ein Kaninchen vor, das hoppelt durch den Wald, pfeift sein Liedchen vor sich her. Es kommt an die Wiese. Es hat gelernt: Die Wiese ist das Revier der Katze. Katzen fressen Kaninchen. Hat’s vergessen. Mitten auf der Wiese angekommen: Katze entdeckt das Kaninchen. Springt auf den Nager los. Das Kaninchen kann sich gerade noch in einen Winkel zwischen Steinen retten. Die Katze kann nicht an das Kaninchen ran, aber die Krallen der Katze flitzen die ganze Zeit vor den Augen des Kaninchens hin und her. Das Kaninchen sitzt in der Falle: Es kann weder weglaufen, noch kann es kämpfen und sich wehren. So eine Situation, die nennt man eine traumatische Situation. Man könnte das auch „Nichts-geht-mehr-Situation“ nennen.
Ein Trauma kann allerdings auch „passiv“ ausgelöst werden. Menschen kann es auch so gehen, wenn sie zuschauen müssen, wie anderen Leid widerfährt. Wir haben die Gabe des Mitgefühls, was in so einer Situation dazu führt, dass der Zeuge der schlimmsten Ereignisse genauso oder sogar schlimmer belastet, sogar selbst traumatisiert werden kann.
Traumatische Situation - "Die-nichts-geht-mehr-Situation"
Vier Dinge müssen zusammenkommen, damit wir von einer traumatischen Situation, einer „Nichts-geht-mehr-Situation“ sprechen:
1. Lebensgefahr („Katzen fressen Kaninchen“) oder Lebensgefahr für einen anderen Menschen, kann im besonderen Fall auch ein bedrohtes, extrem geliebtes Tier sein oder Gefahr für die „seelische Einheit“ (schlimmster Verrat, Missbrauch von Gefühlen, Vertrauen in die Erwachsenen, sexuelle Gewalt)
2. Mann kann nicht fliehen („Weg versperrt, Sackgasse“)
3. Man kann nicht kämpfen („Katze ist stärker als Kaninchen“)
4. Es entsteht eine total bedrohliche Hilflosigkeit, die mit traumatischer Ohnmacht einhergeht („Nichts geht mehr!“)
Die Posttraumatische Belastungsstörung
Wenn die Katastrophe, eine traumatische Situation, plötzlich über den Menschen hereinbricht, entsteht etwas, das nennt man traumatischen Stress. Das Limit ist überschritten. Diesen Stress kann der psychische Apparat nicht mehr verkraften. Die biologischen Vorgänge im „Organ Seele“ ziehen nach. Verschiedene Veränderungen im Gehirn sind nun als Störungszeichen sichtbar – und unter Forschungsbedingungen auch „messbar“. Der Stress brennt sich wie in das Gehirn ein. Dieser Stress ist es, der eine psychische Störung namens Posttraumatische Belastungsstörung (post = nach) auslösen kann – die ersten Zeichen der seelischen Verwundung. Dr. Andres Krüger nennt diese Störung Notfallprogramm im Kopf – Das werden wir im nächsten Blogeintrag genauer erläutern.
Auch vor der Geburt können Gewalt gegen die Mutter oder besondere Schwierigkeiten bei der Geburt usw. Schäden in der Seele des Ungeborenen auslösen, das zeigt die Forschung. Dann ist es sehr wahrscheinlich, dass das Notfallprogramm im Kopf angesprungen ist. Auch wenn keine Erinnerung hierzu vorhanden ist. Andere Familienmitglieder können berichten, ob etwas Schlimmes mit oder vor den Augen des Neugeborenen passiert ist. Trauma-Stress verändert manchmal die Fähigkeit, sich zu erinnern. Auch das werden wir in den nachfolgenden Beiträgen nähe erläutern.